Das 9€-Ticket: vorhergesagter Flop

Als das 9€-Ticket vorgestellt wurde, äußerte nur die AfD Kritik- zurecht, wie es sich jetzt herausstellt. Denn die erste Bilanz spiegelt wider, was sowohl Mike Moncsek (MdB AfD) als auch Tobias Keller (MdL, verkehrspolitischer Sprecher der AfD) vorhergesagt haben.

Das 9€ Ticket sollte, so nach Plan, den ÖPNV attraktiver gestalten, Familien, Geringverdiener und Pendler entlasten, sowie mehr Nicht-ÖPNV-Nutzer animieren, auf Bus und Bahn umzusteigen. Der erste Stresstest ließ auch nicht lange auf sich warten. Zu den Pfingstfeiertagen nutzten Hunderttausende von Menschen das Angebot, sei es, um mit dem Regionalzug Urlaub in Deutschland zu machen, oder um das international massiv besuchte Wave Gotik Treffen in Leipzig zu besuchen. Die Rahmenbedingungen für den ersten Test waren demzufolge alles andere als entspannt.

Innerhalb einer Woche wurden über 300 Tausend Tickets verkauft, insbesondere an Menschen, die vorher noch nie mit der Bahn gefahren sind. Dies führte, insbesondere mit dem hohen Andrang am Pfingstwochenende, zu über 400 überfüllten Zügen und über 700 Meldungen von Überlastung. (Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/neun-euro-ticket-133.html). Die Bahn äußerte sich trotzdem positiv: es wurde am Pfingstwochenende mit vollen Fahrzeugen und Bahnsteigen gerechnet, die Bahn habe darauf reagiert und über 50 zusätzliche Züge eingesetzt.

Tatsächlich zeigt das 9€-Ticket, sowie die Belastungsprobe am Wochenende, wie viel Handlungsbedarf bei der Bahn bereits jetzt vorhanden ist. Viele Züge benötigen Reparaturen und jetzt wird besonders deutlich, dass die Bahn zu viel gespart hat.

Jedoch kann argumentiert werden, dass das 9€ Ticket sein ursprüngliches Ziel verfehlt hat. Anstelle den Verkehr zu entlasten, wird an den Wochenenden und Feiertagen ein immenser neuer Zusatzverkehr geschaffen. Auch ist bisher kein deutlicher Rückgang an PKW-Zahlen zu verzeichnen.

Mike Moncsek, Mitglied des Verkehrsausschusses der Afd- Bundestagsfraktion, sagt dazu: „Die öffentliche Anhörung am 16. Mai 2022 hat alle unsere Vorbehalte gegen das 9-Euro-Ticket bestätigt. Beim 9-Euro-Ticket handelt es sich um ein Experiment mit undefinierten Erwartungen und unsicherem Ausgang. Statt Pendler zu unterstützen, werden in erster Linie touristische Verkehre gefördert und Freizeitverkehre induziert, die ansonsten nicht stattfinden würden – und das alles auf Kosten der Autofahrer, die mitnichten entlastet werden. Insbesondere im stark von Kostensteigerungen der Energiepreise betroffenen ländlichen Raum findet keine Entlastung durch besseres Angebot des ÖPNV statt.“

Dirk Spaniel, verkehrspolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, äußerte sich zum 9€-Ticket folgendermaßen: „Das 9-Euro-Ticket ist ein Musterbeispiel völlig unausgegorener Symbolpolitik dieser Bundesregierung. Im Endeffekt nützt es wenigen, aber schadet vielen. Die Benzinpreise werden dadurch nicht sinken, also entlastet es die Autofahrer nicht. Die Verkehrsmittel werden überlastet, also bietet es keinen Anreiz dauerhaft umzusteigen und stellt die Betreiber vor enorme Probleme. Und der ländliche Raum, ohne ausreichende ÖPNV-Abdeckung, wird wie so oft massiv benachteiligt. […] Das 9-Euro-Ticket wird zudem gerade diejenigen, die auf das Auto angewiesen sind, nicht entlasten. Im ländlichen Raum wird durch diese populistische Maßnahme weder das ÖPNV-Netz noch die Taktung verdichtet. Die Kosten werden aber auch auf die Menschen dort verteilt. Wir fordern daher, dieses undurchdachte und schädliche Projekt zu stoppen.“

Experten sind sich unschlüssig, inwieweit das 9€-Ticket wirklich eine langfristige Entlastung darstellt oder ob es sich hier um ein kurzfristiges „Spaß-Abo“ handelt. Es benötigt mehr als nur ein Ticket, um den Verkehr besser zu gestalten. Einige Ansätze hierfür wären ein Ausbau der Infrastruktur und Straßen, sowie mehr Bahnanbindungen an ländliche Orte. Auch über eine Anpassung der Preise für die Nutzung des ÖPNVs wäre nachzudenken, um diesen so vielen Menschen wie möglich überhaupt erst zugänglich zu machen. Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass der ÖPNV nicht das Maß aller Dinge im Verkehr ist und sich nicht für jeden Menschen eignet. Das große Ziel wäre stattdessen, die Mittel aufzubessern, damit alle Verkehrsteilnehmer und -mittel im Verkehr koexistieren können.  

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