Verkehrsgewerbe: Neustart abgewürgt
Die Corona Pandemie mit erneutem Lockdown zieht katastrophale Folgen für Wirtschaft und Verkehrsbetriebe nach sich.
44% der befragten Verkehrsunternehmen sehen negative Auswirkungen in Folge der Krise, lediglich 19% verzeichnen keine Minusgeschäfte. Insbesondere die Bereiche von Bus- und Flugreisen, Taxen und der öffentliche Personenverkehr leiden unter den Einschränkungen resultierend aus Lockdown, Quarantäne, Kinderbetreuung, Homeoffice und Begleiterkrankungen. Rund 14%, insbesondere schwerpunktmäßig die Reisebusbetreiber, mussten ihre Geschäfte aufgrund der von der Regierung angeordneten Infektionsschutzmaßnahmen einstellen.
Die Geschäftslage der Verkehrsgewerbe ist dramatisch gesunken. Waren es im Vorjahr 2020 46%, so schätzen lediglich 23% der Befragten ihre Lage gut ein. Mehr als ein Drittel, im Vorjahr nur 11%, beurteilen ihre Lage nun als schlecht. Der Saldo erreicht mit -11 Punkten das niedrige Niveau vom Frühling des Vorjahrs. Die aktuelle Tendenz der Auftragseingänge liegt bei -42 Punkten ebenfalls deutlich unter dem ohnehin niedrigen Vorjahresniveau von -8 Punkten und bietet aufgrund der aktuellen Corona-Beschränkungen wenig Grund zur Hoffnung auf Besserung.
Ganze 58% der Firmen melden Einbußen, nur 14% verzeichnen Gewinne. Die fehlenden Einnahmen durch sinkende Fahrgastzahlen lassen den Saldo bei -44 Punkten einbrechen. Zum Vergleich: im vergangenen Jahr lag dieser bei +8.
Ähnlich dramatisch fällt die Ertragsentwicklung aus. Jedes dritte Unternehmen schreibt derzeit Verluste, jedes vierte Unternehmen (Anteil an der Gesamtwirtschaft: 20%) verzeichnet Liquiditätseinpässe und sieben Prozent droht eine Insolvenz.
Die Logistik- und Gütertransportunternehmen konnten aufgrund der erhöhten Nachfrage an Bestellungen ihre Wirtschaftslage zwar derzeit als konstant positiv beurteilen. Jedoch lässt die seit Jahresbeginn geltende CO2 Bepreisung die Kraftstoffpreise in die Höhe schnellen.
Im Risikoranking stehen die Kraftstoffpreise an erster Stelle mit 66%, gefolgt von den Arbeitskosten mit 50%, dem Fachkräftemangel mit 43% und der Inlandsnachfrage mit 39%. Die Stimmung bezüglich der kommenden Monate wird durch die berechtigte Skepsis, negative Erwartungen und zunehmende Forderungsausfälle, die die Geschäftstätigkeit erschweren, gedrückt. 35% aller Beschäftigten im Verkehrssektor rechnen mit schlechteren Geschäftsaussichten.
Entsprechend trüb sieht es bei den Umsatzerwartungen der Unternehmen aus. Der Saldo hat sich im Vergleich zum Vorjahr um -7 Punkten von -10 Punkte auf -17 Punkte verschlechtert.
Daraus resultiert auch der Mangel an Investitionsengagement der Firmen. Waren es im Vorjahr noch 58% der Betriebe, so sind es nun nur noch 46%, die ihre bisherigen Investitionsausgaben beibehalten möchten. Zwar wollen zwei Drittel aller Betriebe ihre Mitarbeiterzahl konstant halten, jedoch plant mehr als ein Fünftel (22%) Personalabbau.
Die Corona-Pandemie hatte nicht nur verheerende Auswirkungen auf das soziale Leben, sondern auch auf die Wirtschaft. Eine solche desaströse „Krisenbewältigungspolitik“ auf Kosten vieler beruflicher und privater Schicksale ist verhängnisvoll für das gesamte Land. Es werden viele Jahre rigoroser Sparpolitik und staatlicher Investitionen nötig sein, um diese desolate Lage wieder einigermaßen zu verbessern.
Quelle: Konjunkturbericht Sachsen Jahresbeginn 2021: Rückschlag für die konjunkturelle Erholung
IHK- Die Sächsischen Industrie- und Handelskammern
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